Rapsöl

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Es war das Rapsöl. Und es wollte offenbar hinaus in die Welt.

Die Flasche lag wie ein aufgeschlitzter Gedanke in der Kiste, zwischen Nahrhaftem und Notwendigem, und was sie in sich trug, rann still über die Ordnung meines Morgens – ein gelber Film über die Fragilität der Planung. Ich hatte sie achtlos abgelegt. Nicht einmal feindselig, nur beiläufig. Aber das genügt oft schon, damit etwas schiefgeht.

Es war ein Fehler, wie ihn nur jemand machen kann, der in Gedanken schon beim Schreiben ist, während die Hände noch räumen. Ich nenne es Dummheit, aber das wäre zu hart – es war Zerstreutheit, vielleicht sogar ein stummes Zeichen dafür, dass mein Kopf längst nicht mehr sortieren will, sondern sich treiben lässt vom Tag.

Und dieser Tag, der fünfte in der mobilen Freiheit, beginnt nicht mit einem Horizont, nicht mit Poesie. Er beginnt mit Lappen, Wasser und dem Geruch von Raps. Und mit der Erkenntnis: Auch in der Freiheit klebt der Alltag. Vielleicht sogar mehr als im festen Leben.

Ich knie mich hinein, ohne Widerwille. Denn das Aufräumen hier ist keine Pflicht, sondern ein Beweis. Ich beweise mir, dass dieser Raum mir gehört. Dass ich ihn gestalte, halte, bewahre – nicht aus bürgerlichem Reflex, sondern weil es mir wichtig ist, dass selbst mein Chaos einen gewissen Stil hat.

Draußen flackern die Hafenlichter, wie ein Versprechen, das sich noch nicht entschieden hat, ob es gehalten werden will. Drinnen ist es still. Die Dinge atmen, wenn man sie lässt. Und selbst der Lappen wird zum Taktgeber eines langsameren Daseins.

Zwei Artikel warten. Sie drängen nicht, aber sie sind da – wie Gedanken, die sich noch nicht getraut haben, Sätze zu werden. Vielleicht schreibe ich heute über das Versickern. Über das, was man verliert, wenn man unachtsam ist. Oder darüber, wie viel Raum das Aufwischen lässt für neue Fragen.

Der vierte Tag. Das erste Missgeschick. Und doch: ein Morgen, der aussagt, dass alles geregelt werden kann.

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