Simple Van Diaries – Tag 9 bis 15

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Zwischen Tropfstellen, Waschsalon und Windradblick

Nach dem verregneten Pfingstwochenende hieß es erst einmal: Auto trockenlegen. Die Solarzelle, sorgfältig angebracht, tropfte ausgerechnet an der Kabeldurchführung in den Innenraum. Kein Drama, aber auch kein schönes Erwachen. Ein Handtuch diente als Erste Hilfe, weitergebaut wird dort erst, wenn das Strom-Setup endgültig steht – Kabel wollen durchdacht verlegt sein, vor allem wenn man unterwegs lebt.

Das ist die Realität im Van: Nichts ist fertig, alles ist in Bewegung – und zwar im wortwörtlichen Sinn. Die Vorstellung von „fertig“ löst sich langsam auf. Was zählt, ist, dass es funktioniert, heute, jetzt.

Waschcenter Stockelsdorf: Arbeiten mit Schleudergang

Tag 10 brachte Service auf einem ganz anderen Level: Das Waschcenter in der Lohstraße, Lübeck-Stockelsdorf. Freundliches Personal, gute Maschinen, Parkplatz direkt vor der Tür. Die Wäsche lief – und ich auch. Während sich meine Kleidung drehte, konnte ich Pfandflaschen sortieren, einkaufen gehen und mich anschließend mit dem Laptop in den Waschsalon setzen. Die restlichen Minuten nutzte ich produktiv – Schreiben, Planen, Weitermachen.

Ein Ort, an dem Funktion, Freundlichkeit und freies WLAN zusammentrafen. Ohne Schnickschnack. So soll es sein.

Sonnenuntergang, Windräder und Wildtiere

Zwischenzeitlich fuhr ich einen Hügel an, irgendwo zwischen Lübeck und Ratzeburg. Oben wehte der Wind leise durch die Felder, ein einzelnes Windrad stand am Horizont. Weitblick bis zur Ostsee. In der Nacht: absolute Ruhe. Ein Habicht landete neben dem Van, pickte ein paar Krümel vom Boden auf. Keine Scheu. Die Kamera war nicht griffbereit – ein Fehler, der sich nicht wiederholen wird. Die kleine Kompaktkamera liegt jetzt immer bereit.

Nachts riefen die Eulen, tagsüber war Sommer. Ich war unterwegs, habe Golf gespielt, bin Rad gefahren – und das, ohne einzuschlafen, ohne Bier, ohne Mittagstief.

15 Tage, kein Bier, keine Müdigkeit

Vielleicht ist es dieser einfache Tausch: Wohnung gegen Bus.
Im Haus gab es Mittagessen, dann Bier, dann Müdigkeit. Danach Computerspiele, dann Schlaf. Im Van: draußen sein, unterwegs sein, wach bleiben. Kein Bier seit zwei Wochen. Kein Mittagsschlaf. Stattdessen: klare Nächte, echter Schlaf. Die Leber bedankt sich still.

Travemünde musste ich verlassen. Der Flohmarkt kam, das Paradies ging. Und doch war es kein Verlust – eher ein Wechsel. Ich bin weitergezogen, wie man eben weiterzieht, wenn man im Bus lebt.

Aber das hier ist keine Reise im Sinne von „irgendwann zurück“. Das hier ist kein Ausflug, kein Experiment. Es ist mein Alltag – Tag für Tag, Nacht für Nacht. Leben auf vier Rädern, unter wechselndem Himmel, ohne das Netz einer festen Adresse.

Und erstaunlicherweise funktioniert es. Mehr noch: Es funktioniert besser, als vieles vorher. Ich brauche weniger. Ich verschwende nichts. Kein Wasser, kein Strom, kein Bier. Stattdessen wache ich auf und bin da – mitten im Jetzt. Ich schlafe besser. Ich denke klarer. Ich richte mich nicht mehr nach Wänden, sondern nach Wetter. Und ja, manchmal fahre ich mehr Diesel als mir lieb ist, um einen guten Platz zu finden. Aber das nehme ich in Kauf.

Denn was ich dafür bekomme, ist mehr als Platz: Es ist Raum. Innen wie außen. Und der ist still geworden. Nicht leer. Still im Sinne von Ruhe und ankommen in einem anderen Leben, noch immer auf der Erde, aber heute hier, morgen dort.

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