Es war ein Morgen wie viele. Und doch: Irgendetwas war anders. Vielleicht war es der Wind, der durch die Fensterritzen drang, nicht aggressiv, nur erinnernd. Vielleicht war es der Kaffee, der heute bitterer schmeckte – nicht verbrannt, sondern ehrlicher. Vielleicht war es einfach der Satz, der sich ungefragt ins Bewusstsein legte: Ich will nach Hause.
Ein Satz, der so alt ist wie das Bedürfnis nach Schutz. Ein Reflex. Kein Plan. Kein Hilferuf. Eher ein Echo aus einem Leben, das längst hinter mir liegt – jenem Leben aus Steckdosen, Flurlicht und der Vorstellung, dass Sicherheit sich in Wohnflächen messen lässt.
Doch da war ich nun. In Paul. In meinem Raum. In meinem Dazwischen. Und während ich so dastand – mit kalten Füßen und warmem Atem – begriff ich: Ich bin doch längst zu Hause. Nicht im architektonischen Sinn. Nicht im Sinne von Briefkasten oder Klingelschild. Sondern dort, wo ich niemandem mehr erklären muss, warum ich so lebe, wie ich lebe.
Die Kisten sind noch nicht ausgepackt. Einige werden es nie sein. Und das ist gut so. Denn in ihnen ruht nicht Chaos, sondern die Erinnerung daran, dass Ordnung nicht immer sichtbar sein muss.
Ich höre die Welt anders. Der Regen ist kein Geräuschhintergrund mehr, sondern eine Sprache. Die Nacht kein Zeitraum, sondern ein Zustand. Und der Tag beginnt nicht mit Terminen, sondern mit einem Gefühl: Was will ich heute sein?
Vielleicht ist das die größte Veränderung: nicht mehr durch Räume zu gehen, sondern durch Gedanken. Nicht mehr Besitz zu verwalten, sondern Entscheidungen zu treffen. Nicht mehr zu wohnen – sondern zu leben.
Tag 5 ist kein Jubiläum. Kein Meilenstein. Nur ein Moment der leisen Erkenntnis, dass man zurückwollen kann, obwohl man längst angekommen ist. Und dass dieser Widerspruch kein Zeichen von Schwäche ist, sondern von Menschlichkeit.
Ich bin zu Hause. Im Unfertigen. Im Fragilen. In Paul. Und das reicht – heute, morgen, und an all den Tagen, an denen das Leben wieder einen neuen Aggregatzustand annimmt.